Kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden

Die Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden ist 567 Kilometer lang und auch wenn es im Gebiet der Ems und ihrer Senkungsküste leicht unterschiedliche Standpunkte in Bezug auf den genauen Verlauf der Linie gibt, stehen sich beide Länder sehr freundschaftlich verbunden gegenüber. Seit 1960 regelt ein Ausgleichsvertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden den übrigen Grenzverlauf und eine gesonderte Vereinbarung greift für den Schiffsverkehr. Die Anwohner auf beiden Seiten in Grenznähe verbindet ein reger Grenzverkehr und man ist sich auch sprachlich sehr nah. Die sprachlichen Wurzeln beider Länder liegen im Westgermanischen und mit dem Niederdeutschen spricht man vor allem im Osten des Landes den gleichen Dialekt wie in Norddeutschland. Dennoch entstehen im Alltag zwischen den Nachbarn Stolpersteine, die für kleinere Verständigungsprobleme sorgen.

 

Niederländisch - das einfache Deutsch

Die niederländische Sprache ist dem Deutschen vor allem im Vokabular sehr ähnlich, doch die Grammatik unterscheidet sich deutlich. Man könnte sagen das Niederländische hat sich weiter entwickelt und damit vereinfacht. Am Beispiel der 4 Fälle wird dieser Unterschied sehr deutlich. Während man in Deutschland mit Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ arbeitet, kommen die Niederländer inzwischen ganz ohne die vier Fälle aus. Lediglich in festen Kombinationen wie bei Zeitangaben oder in Redewendungen kommen sie noch vor.

 

Smalltalk & die direkte Anrede

In den Niederlanden ist der Grundtenor der Sprache immer höflich bittend, auch wenn es eigentlich sehr direkt gemeint ist. Wenn ein Niederländer möchte, dass ein Fenster im Raum geschlossen wird, sagt er lieber: " Waarom staat het raam open?" (Warum steht das Fenster offen?) anstatt wie in Deutschland direkt dazu aufzufordern es zu schließen. Diese höfliche und zurücknehmende Kommunikation ist auch im Geschäftsleben der Niederländer an der Tagesordnung. Man möchte sein Gegenüber erst kennenlernen, pflegt den Smalltalk, ehe man zu den wichtigen geschäftlichen Themen übergeht. Das vertrauliche "Du"  bezieht sich in Deutschland eher auf eine gewachsene Beziehung, denn beim Kennenlernen ist das Siezen durchaus normal. Die Niederländer nutzen das Du eher in Bezug auf das Alter der Person, die sie ansprechen. Kombinationen aus Siezen und dem Vornamen sind durchaus üblich. In einigen Regionen siezt man sogar die eigenen Großeltern in den Niederlanden.  

 

Die Lockerheit der Niederländer folgt ungeschriebenen Regeln

Aus Sicht der Deutschen sind die Niederländer unkompliziert locker und man bekommt schnell den Eindruck, dass Hierarchien keine Rolle spielen. Allerdings gibt es durchaus verschiedene ungeschriebene Regeln, die jeder Niederländer kennt und befolgt. Im Grunde ist ein Chef in den Niederlanden ein Kollege, der für andere Aufgaben zuständig ist. Diese Grundeinstellung räumt einzelnen Mitarbeitern mehr Mitspracherecht ein und das andere Verständnis von höflicher Kommunikation wird mit dem Wort "overleg" gekrönt.  Es bedeutet nicht, daß man noch überlegen muss, sondern verdeutlicht eher einen weiteren Gesprächsbedarf. Sitzungen können damit länger dauern als in Deutschland, aber am Ende steht ein Konsens, den alle gleichermaßen mittragen können.

Was man in Deutschland als Bescheidenheit kennt, existiert in den Niederlanden noch in einer deutlich engeren Form. Die flachen Hierarchien in den Unternehmen sorgen auch privat dafür, dass Luxus als genau solcher betrachtet wird. Wozu man einen Keller, eine Sauna oder einen schnellen Sportwagen benötigt, wollen viele Niederländer nicht wissen und in Gesprächen sind diese Themen auch nicht wichtig.

 

In den Niederlanden "fängt man an" - in Deutschland wird geplant

In den Niederlanden neigt man zu dem einfachen Motto: Wir fangen mal an, dann sehen wir schon wohin es uns führt. In Deutschland hingegen wird ein Projekt oft bis ins Detail durchgeplant, ehe der erste praktische Handstrich dafür getan wurde. Allein das schriftlich detaillierte Planen der Deutschen sorgt bei einem Niederländer erst für ein wenig Misstrauen, denn man vertraut darauf, dass Probleme sich gemeinsam lösen lassen, wenn sie auftauchen.

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FAQ zu kulturellen Unterschieden zwischen Deutschland und den Niederlanden

In Deutschland sorgen Betriebe und ortsansässige Schulen für die Ausbildung im sogenannten dualen System. In den Niederlanden besuchen Auszubildende große Berufsbildungszentren und absolvieren innerhalb der Schulzeit betriebliche Praktika in verschiedenen Firmen.

Die Esskultur in den Niederlanden lässt sich am ehesten mit sattmachend und deftig umschreiben. Das Essen muss Energie liefern und vor allem das Frühstück ist reichhaltig, mittags reichen Snacks wie Bitterballen (frittiertes Rindfleisch). Erst am Abend wird gekocht und dann gibt es vor allem in der kalten Jahreszeit gerne Stamppot (Eintopfgericht) und noch ein süßes Dessert zum Abschluss des Tages.

Das Synchronisieren von Filmen aus dem Ausland kennt man in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern. In den Niederlanden nutzt man stattdessen Untertitel und glaubt gerne, dass nur in Deutschland Filme synchronisiert werden. Die Niederländer lernen also bereits im Kindesalter die englische Sprache ganz nebenbei.